Benedikt Germanier, CEO von Zai, auf der Diavolezza mit Sicht auf den Piz Palü. (Bild: Kaspar Thalmann)
IM GESPRÄCH

Der Chef der Luxus-Skimarke Zai verrät, weshalb seine Ski so viel kosten, wie sie kosten

Kim Dang Sport
Von der New Yorker Wall Street zurück in die Schweizer Berge: Der ehemalige Skilehrer Benedikt Germanier, 55, ist seit zwölf Jahren der Kopf der Luxus-Skimarke Zai. Nebst Kollaborationen mit Saint Laurent und Zegna erscheint nun eine eigene Kleiderlinie.

Herr Germanier, Sie waren zuerst Tennis- und Skilehrer, dann erfolgreicher Wallstreet-Ökonom in New York, und seit zwölf Jahren sind Sie Zai-CEO. Was treibt Sie an?

Als jüngstes von vier Kindern musste ich mich ständig beweisen und lernte dadurch, mich von Autoritäten und deren Urteilen zu lösen. Der Mut, alte Muster zu durchbrechen und andere Wege zu gehen, begleitet mich seither auf meinem Berufsweg.

Wofür steht Zai?

Dafür, dass man Grenzen überschreiten muss, um etwas Neues zu schaffen. Mit unseren Ski wollen wir den Leuten neue Bewegungsfreiheit schenken. Ziel ist es, ein Gerät zu bauen, das hilft, die eigene Linie im Hang zu finden.

Welche Frage können Sie nicht mehr hören?

Weshalb unsere Ski so teuer sind.

Haben Sie trotzdem eine Antwort darauf?

Das Skifahren ist mittlerweile zu einem Prestigesport geworden. Eine Woche Winterferien mit der Familie im Hotel, das geht ganz schön ins Budget. Leute, die sich das leisten können, zeigen das durchaus gern. Wir liefern das Produkt dafür.

Ist Zai also elitär?

Ja, auf seine Art schon. Denn wir machen Dinge, die bisher niemand gewagt hat. In einem Zai-Ski stecken eine Menge Innovation und, je nach Material, sechs bis achtzehn Arbeitsstunden. Unsere Ski entstehen unter anderem in meinem Atelier im Bergell und in einer Schreinerei im Appenzellerland. Die Herstellungskosten übersteigen somit das Zehnfache eines Standardskis.

Der kuttenartige «Non-Binary Midlayer» von Zai ist ein Kapuzenpulli aus Cashmere-Wolle-Gewebe von Loro Piana und kostet 890 Franken. (Bild: PD)
Der kuttenartige «Non-Binary Midlayer» von Zai ist ein Kapuzenpulli aus Cashmere-Wolle-Gewebe von Loro Piana und kostet 890 Franken. (Bild: PD)

Weshalb macht Zai nun auch Ski-Bekleidung?

Seit wir Ski herstellen, fehlt uns bei Testfahrten stets die passende Bekleidung: Herkömmliche Modelle waren zu schwer, zu grell oder zu knisternd. Für den Eigenverbrauch haben wir darum vor einigen Jahren erste Jacken und Hosen aus Wolle, Cashmere und einem patentierten Isoliersystem vom italienischen Luxusbrand Loro Piana entwickelt. Nun haben wir diese mehrfach optimiert. Daraus ist eine kleine Kollektion entstanden.

Wie hebt sich diese von anderer Skibekleidung auf dem Markt ab?

Durch radikale Reduktion. Kein störender Schnickschnack, sondern klares Design aus edlen, höchst funktionalen Materialien. Es sind leichte Hüllen, die beim Tragen kaum bemerkbar sind.

Gibt es auch Neuigkeiten bei den Ski?

Unsere neuesten Modelle sind mit noch mehr Grünschiefer ausgestattet, dafür mit weniger Karbon und Glasfaserkunststoff. Eine weitere Novität ist die Verwendung von Räuchereiche.

Zai ist in der Vergangenheit Kollaborationen mit namhaften Luxusmarken wie Moncler, Bentley und Saint Laurent eingegangen. Was kommt als Nächstes?

Wir arbeiten momentan an einigen Projekten für weitere Marken. Nach einem Snowboard und Ski für Saint Laurent letzten Winter geht es zudem diese Saison in eine zweite Runde mit der Marke. Ganz neu ist auch ein Ski aus Titanal und Kautschuk und mit einer eigenwilligen Geometrie für das italienische Modehaus Zegna. Er kostet rund 1900 Franken.

Wer sind Ihre grössten Kritiker?

Meine vier Kinder. Sie sind zwischen 15 und 25 Jahre alt und hinterfragen mich und meine Arbeit in ethischen Belangen wie Frauenbildern, Genderbegrifflichkeit, Nachhaltigkeit, aber auch Design und Funktion.

Welche Privilegien schätzen Sie besonders?

Selbstbestimmtheit.

Würden Sie sich als Draufgängertyp bezeichnen?

Sagen wir es mal so: Ich habe ein gesundes Selbstvertrauen.

Wer hat schon früh an Ihre Fähigkeiten geglaubt?

Meine Mutter erkannte in mir einen Schöngeist und meinte, ich würde später sicher einmal was daraus machen.

Wann haben Sie Ihre persönliche Skisaison eröffnet?

Im September, zum Testfahren neuer Produkte auf der Diavolezza.

Die besten Pistenverhältnisse?

Harter Schnee, morgens um acht.

Ihr Fahrstil auf der Piste?

So lebendig und agil wie eine Dohle am« Himmel».